PresseEcho
29.10.2003
Berliner Abendblatt
Nach dem Training im „Alfredo" geht's jetzt in den Betrieb -
Sechs Schüler der Döblin-Schule praktizieren in der freien Wirtschaft
Marzahn. Nach der Gründung der Schülerfirma „Alfredo" in der Cafeteria der Alfred-Döblin-Schule in der Ludwig-Renn-Straße, haben sechs der dort arbeitenden Jugendlichen nun eine neue Aufgabe vor sich: Mit den gesammelten Erfahrungen absolvieren sie ab 3. November ein Praktikum in einem öffentlichen Betrieb.
Beschäftigungsorientierter Lehrgang in Zusammenarbeit mit der freien Wirtschaft nennt sich das Modellprojekt der Marzahner Schule für Lernbehinderte und bietet insgesamt vier verschiedene Lehrgänge an: eine Malerwerkstatt, eine Firma fur Landschafts-und Gartenbau, die Cafeteria Alfredo und das jüngste Kind, die Fahrradwerkstatt. „Allein der Bezirk könnte das alles natürlich nicht finanzieren", gesteht Schulleiter Reinhard Grommel. Deshalb werden die Projekte über die Arbeit-Schule-Integrations-Gesellschaft finanziert (ASIG). Und es funktioniert: die gemeinsame Arbeit fördert Teamfähigkeit und die Jugendlichen entwickeln neue Ideen für Produkte und Dienstleistungen und erkennen wirtschaftliche Zusammenhänge. Nun kommt das neu erworbene Wissen endlich zum Einsatz.
Drei Schüler fanden einen Praktikumsplatz bei dem Berliner Schulversorger „Bärenmenü", drei weitere kamen bei „Menütaxi", einem Essenslieferanten unter. Der erste Kontakt zwischen Arbeitgeber und den Praktikanten kam bereits bei einer Betriebsbesichtigung zustande.
Hintergrund des Praktikums der besonderen Art ist es, den lernschwachen oder geistig leicht behinderten Jugendlichen trotz ihres Handicaps berufliche Möglichkeiten zu eröffnen und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.
„Da die Schüler, die im Alfredo arbeiten, keinen richtigen Schulab-schluss, sondern nur ein Abgangszeugnis der neunten Klasse haben, müssen sie mit anderen Qualifikationen beim potenziellen Arbeitgeber auftreten", so die abgeordnete Lehrerin Annelore Keil. Wozu nütze beispielsweise die Zwei in Deutsch, wenn sie bei einem Arbeitsplatz in der Großküche keine Kartoffeln schälen können? Deshalb sind praktische Erfahrungen und Training wichtig. „Neben Ein- und Verkauf kalkulieren wir auch die Warenbestände, sowie die Ein- und Ausgaben", erklärt der Praxisbegleiter des Alfredo-Teams, Christian Kersten. Auch fur den Alltag ist das Projekt wichtig. Schließlich sollen die Jugendlichen einmal ihren eigenen Haushalt ohne fremde Hilfe fuhren können. (sl)