PresseEcho
09.11.2004
Berliner Zeitung
Wie der Einstieg ins Berufsleben erleichtert wird - 100. Schülerfirma für Lernbehinderte eröffnet
Nicole Stark ist erst 14 Jahre alt, aber sie geht bereits seit dem Jahr 2003 arbeiten. Nicht illegal, Nicole arbeitet völlig legal in der Schülerfirma "Cafeteria" in der Schule am Zille-Park für Lernbehinderte. Sie schmiert Brötchen, bereitet Hot Dogs zu und backt Kuchen. Aber auch in Fragen der Kalkulation und der Abrechnung kennt sie sich aus.
Seit gestern gibt es genau 100 dieser Schülerfirmen in Berlin - Gemüseläden, Fahrradshops, Fotogeschäfte oder eben Catering-Services, wie sich das "Frühstückchen", das gestern als 100. Firma gegründet wurde, nennt. Einmal in der Woche werden Lehrer und Schüler in der Barlach-Schule in Marzahn mit frischen Speisen versorgt.
Mit dem "Frühstückchen" arbeiten derzeit rund 1500 lernbehinderte Schüler in ihren "Firmen". Grund genug für Bildungssenator Klaus Böger (SPD), zu einem Empfang in das Rote Rathaus zu laden. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport unterstützt das Netzwerk Berliner Schülerfirmen, die das Projekt 2001 ins Leben gerufen hat. Die Initiative will Unternehmen gewinnen, die lernbehinderten Jugendlichen Praktikumsplätze anbieten und ihnen so den Einstieg in das Berufsleben erleichtern. Jede Schülerfirma hat deshalb eine Partnerfirma aus der freien Wirtschaft.
Für Nicole ist neben Mathe, Deutsch und Bio jede zweite Woche Jobben angesagt. Ihr Partner ist das italienische Restaurant Locanda Pane. "Ab und zu beliefern wir die Cafeteria mit Speisen", erzählt Mitteilhaber Luciano Pane. "Aber viel wichtiger ist es für mich, gehandicapte Jugendliche zu unterstützen", schildert er sein Engagment. "Ich habe selbst Lernbehinderte in meinem Bekanntenkreis und weiß, wie schwierig es für sie ist, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen." (xsz.)