PresseEcho
15.12.2004
Berliner Abendblatt
Lernen wie im richtigen Leben - Schülerfirmen und Betriebe kooperieren
Tempelhof-Schöneberg. Gemeinsam geht fast alles besser, so auch im Fall der Zusammenarbeit von Unternehmen der freien Wirtschaft und dem Netzwerk Berliner Schülerfirmen. Benachteiligte und behinderte Jugendliche erhalten die Chance, durch praxisnahes Lernen ihre Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Am vorigen Donnerstag, gab es im Rathaus Schöneberg neue Vertragsunterzeichnungen.
Damit sind es aktuell 43 Kooperationsverträge mit Betrieben beispielsweise aus den Bereichen Gastronomie, Handwerk, Multimedia oder Garten- und Landschaftspflege. Insgesamt gibt es in Berlin 120 Schülerfirmen mit etwa 2.000 Teilnehmern. Das Prinzip: In einem Teil des Unterrichts arbeiten die Schüler für ihre Firma, stellen Holzregale her oder lernen, Snacks zu bereiten. Mit von der Partie ist ein Praxisbegleiter (PB), der die Jugendlichen an den Schulen anleitet, in den jeweiligen Betrieben stehen ihnen Jugendaussbildungsassistenten (JAA) zur Seite. PB und JAA haben eine abgeschlossene Berufsausbildung und werden durch die Agentur für Arbeit gefördert. Zudem haben sie eine Zusatzqualifizierung zum Ausbilder, die der durch den Europäischen Sozialfonds geförderte Verein Asig, Projektträger des Netzwerks Berliner Schülerfirmen, übernimmt.
Chancen der Schüler für den Arbeitsmarkt erhöhen
Keine Übung, sondern Realität
"Eine Schülerfirma ist also keine reine Übung sondern realität", so Peter Hübner von der Senatsverwaltung für Jugend, Bildung und Sport. Die Schüler erhalten zwar eine Grundfinanzierung von Asig, ansonsten müssen sie lernen zu haushalten, können also nur ausgeben, was sie in ihren Firmen mit ihren Produkten und Dienstleistungen selbst erwirtschaften. Betriebs- und Berufspraktika gehören auch zum Programm.
In Tempelhof-Schöneberg hat die Zusaammenarbeit zwischen Schülerfirmen und Wirtschaftsunternehmen einen hohen Stellenwert, "damit verbessern wir die Chancen der Jugendlichen sehr", so Horst Getschmann, Leiter des Schulamtes. "Wir machen es nicht wie beim Fußball, wo bei Bedarf einfach eine neue Mannschaft gekauft wird, wir sorgen dafür, dass die Mannschaften nachwachsen."
Der erste Vertrag zwischen einem Betrieb und einer Schülerfirma wurde im März unterzeichnet. Mit den inzwischen 43 Kooperationsvereinbarungen ist der Träger Asig aber noch nicht zufrieden, das Projekt soll weitaus bekannter werden, um auch größere Firmen als Partner zu gewinnen. Schließlich zeige die Erfahrung, dass viele Ausbildungsplätze und Beschäftigungsverhältnisse aus einem engagierten Praktikumseinsatz heraus entstünden, so Arno Schelzke von Asig.
Unter den zehn neuen Wirtschaftsunternehmen, die im Rathaus Schöneberg ihre Verträge unterzeichneten, sind Baumärkte, eine Multimedia-Firma, ein Reise- und Tauchzentrum, gastronomische Betriebe und die theater 89 GmbH. Damit hat es etwas Besonderes auf sich: theater 89 hat den Vertrag mit Asig geschlossen, kooperiert also mit allen Schülerfirmen. ( rm)