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PresseEcho

19.10.2006
Berliner Morgenpost

Die Geschäfte an der Schule gehen gut - Paul-Löbe-Schüler gründen eine Firma nach der anderen - Ehemaliger C&A-Chef ist Berater

Die Schüler Felix (von links), Kerstin, Jennifer und Nadine im Skikeller der Paul-Löbe-Oberschule. Für ihre Firma machen sie auch Überstunden ( Foto: Marianne Rittner)

Reinickendorf Die besten Kunden der Cafeteria an der Paul-Löbe-Hauptschule sind die Lehrer. Für sie belegen die Schüler jeden Morgen liebevoll Brötchen. Und stehen dafürsogar eine Stunde früher auf. Die Cafeteria ist eine von acht Schülerfirmen. Weil die Geschäfte an der Paul-Löbe-Schule so gut laufen, sind bereits zwei weitere in Gründung. Ob Buchhaltung, Kalkulation, Verkauf oder Überstunden - wie in einem richtigen Betrieb passen sich die Schüler flexibel den Gegebenheiten ihre "Firma" an.

In Pauls Skikeller ist beispielsweise im Winter Hochsaison. Lager und Werkstatt sind dann auch sonnabends geöffnet.

Denn inzwischen hat die Firma zahlreiche Kunden von außerhalb. "Im Sommer reparieren und wachsen wir die Ski", erzählt Kerstin, Geschäftsführerin des Ski-Verleihs. Die 17-Jährige selbst kümmert sich in den warmen Monaten um die Vorbereitung der Skireise für die Schüler in der kommenden Saison. Sie hätte gern neue Ski eingekauft, um das Geschäft zu auszubauen. Aber das gab das Budget nicht her. "Leider".

Einen guten Griff tat die Schule mit dem Aufkauf einer Fahrradwerkstatt aus einer Insolvenz. Mehrere Hundert Euro investierten sie so in eine komplette Werkstattausrüstung mit reichlich Zubehör. "Das wird eine weitere Schülerfirma", freut sich die stellvertretende Rektorin Karin Wecker. Ebenfalls als Neugründung kommt demnächst eine Recyclingfirma dazu.

Sehr erfolgreich arbeitet bereits die Foto-Werkstatt. Ob Passbilder oder Erinnerungsfotos, das professionell eingerichtete Studio ist gut ausgelastet. "Neulich hatten wir einen Großauftrag", berichtet Felix. "Eine Kindertagesstätte wollte von jeder Gruppe ein Foto haben." Um die Jüngsten aufs Bild zu bannen, gab es fürs Fototeam sogar schulfrei. Die bearbeiteten Fotos lassen sie dann in einem Labor drucken. "Das ist preiswerter", erzählt der 17-Jährige eine Erfahrung aus der Arbeit. Dennoch erwirtschaftete die Foto-Werkstatt einen Gewinn von etwa 1000 Euro im Jahr.

Die Arbeit in einer der Firmen ist für alle Schüler Pflicht. Jeder Schüler muss sich am Ende der 8. Klasse bei einer Firma bewerben. Lehrer und Geschäftsführer entscheiden dann, wer "eingestellt wird." Nicht immer klappt es mit der Wunschfirma.

Kerstin hätte lieber in der Fotowerkstatt gearbeitet. "Aber die Lehrer wollten mich lieber bei Skiverleih einsetzen", erzählt die Geschäftsführerin, die nach der Schule eine Ausbildung als Zahntechnikerin beginnt. Für die Arbeit in den Firmen sind pro Woche vier Stunden im Fach Arbeitslehre vorgesehen. Benötigt die Firma ihre Beschäftigten aber zu anderen Zeiten, schieben die Schüler Überstunden und gleichen sie später aus.

Mit für den Erfolg der Schülerfirmen verantwortlich ist George L. Brenninkmeijer. Einen besseren Experten hätte die Paul-Löbe-Oberschule nicht finden können. Der langjährige Geschäftsführer des Bekleidungsunternehmens C&A für Deutschland und Brasilien unterstützt mit seinen fundierten Kenntnissen die Firmen der Schüler - ehrenamtlich versteht sich.

Vor mehr als drei Jahren begannen die Lehrer, die ersten Schülerfirmen aus dem Boden zustampfen. Brenninkmeijer war von Anfang an dabei und gab wichtige Tipps. "Es muss den Schüler beispielsweise klar sein, für wen sie ihre Produkte anfertigen." Der Handelsexperte weiter: "Dann muss eine Firma wissen, zu welchen Preis kann ich beispielsweise einen Hocker produzieren und was muss er im Verkauf kosten, damit die Firma auch Einnahmen erwirtschaftet." Brenninkmeijer ist voll bei der Sache. "Mir macht es viel Spaß, zuzusehen, wie die Schüler sich entwickeln. Sind viele Schüler anfangs noch recht still, lernen sie schnell, sich für ihre Firma einzusetzen." Statt der jugendeigenen Comicsprache wie "ist echt cool" lernten sie schnell, in ganzen Sätzen zu reden. "Sie entdecken in den verschiedenen Firmen ihre Fähigkeiten" so Brenninkmeijer.

Schüler als Jungunternehmer

Schülerfirmen.

Ob Cafeteria, Fahrradwerkstatt, Multimedia-Service oder Mineralienhandel - fast jede Oberschule hat eine oder mehrere Schülerfirmen. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung schätzt, dass es in Berlin mehr als 250 solcher Betriebe gibt. Die Stiftung unterstützt in Berlin 17, bundesweit 256 Firmen. Nähere Infos im Netz unter: www.dkjs.de

Netzwerk

Ein weiteres Projekt firmiert als Netzwerk Berlin. In ihm sind unterschiedliche Projekte an 49 Berliner sonderpädagogischen Förderzentren zusammengeschlossen. 165 Schülerfirmen mit 2200 Schülern beteiligen sich am Netzwerk. Informationen gibt es im Internet unter der Adresse:
www.nebs.de

Steinbrücke

Die älteste Schülerfirma bundesweit sitzt ebenfalls in Reinickendorf. Der Mineralienhandel der Schüler an der Waldorfschule im Märkischen Viertel feierte im März ihr zehnjähriges Bestehen. Seit der Gründung erzielte die Schülerfirma einen Umsatz von insgesamt 160 000 Euro. Der Gewinn betrug 50 000 Euro. Damit unterstützt die Schule Hilfsprojekte in der Ditten Welt . rit

 

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