HOLZ/Metall/Cnc
Schülerfirma "Hirnholz"
Carl Legien (1861 – 1920), gelernter Drechsler, Gewerkschaftsführer der Namenspatron der großen Berufs- und Berufsfachschule in Berlin-Neukölln, wäre sicherlich stolz gewesen, wenn er den Schüler/-innen im Berufsfeld Holz bei ihrer Arbeit hätte über die Schulter schauen können. Fünf Lerngruppen mit z.Z. 52 Schülern, darunter nur drei Schülerinnen, qualifizieren sich hier in mehreren Werkstätten für eine Berufsausbildung. Ein Jahr dauern die Berufsqualifizierenden Lehrgänge (BQL) und zwei Jahre die Berufsqualifizierenden Lehrgänge für Schüler/-innen mit besonderem Förderbedarf (BQL-FL) auf freiwilliger Basis. Sie alle zielen darauf ab, neben der praktischen Qualifikation für den späteren Beruf einen dem einfachen oder dem erweiterten Hauptschulabschluss gleichwertigen Abschluss zu erwerben.
Eine der Lerngruppen im Berufsfeld Holztechnik ist einen Schritt weitergegangen und hat sich 2006 als Schülerwerkstatt „Hirnholz“ konstituiert. (Hirnholz nennt man übrigens die Querschnittsfläche, die entsteht, wenn man einen Holzstamm quer zur Länge, also quer zur Faser, durchschneidet.) Die Mitarbeiter/-innen von „Hirnholz“ kommen ausschließlich aus dem einjährigen BQL-Lehrgang. Das elfköpfige Team arbeitet unter der fachkundigen Leitung von Burkart Henning, Tischlermeister und Lehrer für Holztechnik in einer Person und dem Bauingenieur Ahmad Alhmoud, der als Praxisbegleiter tätig ist.
Hinzukommt die souveräne Anleitung durch Studiendirektor Paul Stöcker, einem gelernten Tischler, Bauingenieur und Berufschullehrer mit 25jähriger Praxis. Er hat ein besonders wachsames Auge auf die Disziplin, das Auftreten und Benehmen der Schüler/-innen. Zuspätkommen oder unentschuldigtes Fehlen werden an der Carl-Legien-Schule unnachsichtig geahndet. Dabei arbeiten die Lehrer eng mit anderen Pädagogen, Sozialarbeitern, Jugendämtern und Schulpsychologen zusammen. Spannend finden die Schüler immer wieder die Projekte zur Gewaltprophylaxe der Polizei, in der es eigentlich doch nur um das Einhalten von Regeln geht. Und Regeln stellen sich viele Klassen selber auf und trainieren dann ihre Einhaltung mit der Trainingsraummethode. Ein Pädagoge führt dabei im Trainingsraum mit dem Schüler, der sich nur schwer an Regeln halten kann, ein persönliches Fördergespräch. „Die fachliche Qualifikation muss mit Grundkompetenzen einhergehen“, unterstreicht Paul Stöcker, „in der Lehre und erst recht im späteren Arbeitsleben.“
„Hirnholz“ arbeitet fast ausschließlich für gemeinnützige Einrichtungen (Schulen, Kindergärten, Vereine), die nur über wenige oder keine finanziellen Mittel verfügen. In den ersten Monaten werden relativ einfache Erzeugnisse gefertigt (Schneidbrettchen, Bilderrahmen, Spielzeug), die dann später auf dem Rixdorfer Weihnachtsmarkt verkauft werden. „Erst einmal kommt es darauf an“, erklärt Herr Henning, „die Mitarbeiter der Schülerfirma mit dem Werkzeug der Tischler und dem Arbeitsgegenstand Holz vertraut zu machen. Nach einigen Monaten können wir uns dann schon an wesentlich schwierigere Stücke heranwagen.“ Als ich die Schülerfirma aufsuchte, waren ihre Mitarbeiter dabei, einen vierbeinigen Hocker zu bauen, den Herr Henning bis ins kleinste Detail an die Tafel gezeichnet hatte. Gerade fertig geworden war eine ganze Reihe viereckiger, farbig bemalter Trommeln (cajones), die sich großer Beliebtheit erfreuen Ein Auszug aus der Liste der bisher in der Schülerfirma hergestellten Erzeugnisse lässt erahnen, wozu deren Mitarbeiter in der Lage sind: ein 5,25 m langes Holzkanu, eine Bühne für ein Theaterprojekt, eine Litfaßsäule für eine andere Schule, Spielplatzgeräte, aber auch Stehpulte, Tische, Windmühlen, Nistkästen, Truhen, Regale… Qualität genießt bei allem höchste Priorität. Zum einen verlangt das der Auftraggeber, zum anderen kommt das auch den Mitarbeitern von „Hirnholz“ zugute, die am Jahresende von einer finanziellen Ausschüttung des Gewinns profitieren.
Ich könnte mir vorstellen, dass die künftigen Lehrausbilder von solcherart praktisch vorgebildeten Lehrlingen sehr angetan sein müssten und es für diese eigentlich keine Schwierigkeiten mit Lehrstellen geben sollte. Die Carl-Legien-Schule in Berlin-Neukölln ist zum einen eine Berufsschule, die einjährige Berufsqualifizierende Lehrgänge (BQL) und zweijährige Berufsqualifizierende Lehrgänge ( BQL-FL – für Schüler/-innen mit besonderem Förderbedarf) als berufsvorbereitenden Unterricht auf freiwilliger Basis sowie für zwei Berufe (Fachkraft im Gastgewerbe und Verkäufer/-in) den Berufsschulunterricht im Dualen System anbietet. Zum anderen fungiert die Carl-Legien-Schule als Berufsfachschule (OBF 1, und MDQM II).
Der Unterricht wird von Lehrer/-innen bestritten, die z.T. in den Berufsfeldern Agrarwirtschaft, Elektrotechnik, Ernährung und Hauswirtschaft, Holztechnik, Metalltechnik sowie Textiltechnik und Bekleidung eine Fachqualifikation als Meister haben.
Folgende Schulabschlüsse sind möglich:-
- der Mittlere Schulabschluss
- ein dem Hauptschulabschluss gleichwertiger Schulabschluss (Gleichwertigkeitsbescheinigung)
- Alle Schülerfirmen der Schule:
- SF "Cafeteria Team"
- SF "Hirnholz"
Carl-Legien-Schule
Leinestraße 37 – 46
12049 Berlin (Neukölln)
Tel.: 030 / 81 46 54 -0
Fax: 030 / 81 46 54 54
sekretariat@carl-legien-schule.de
http://www.carl-legien-schule.de