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PresseEcho

17.04.2005
Berliner Morgenpost

Lernblockaden knacken - An der Loschmidtschule werden benachteiligte Jugendliche ausgebildet oder für eine Ausbildung fit gemacht

Wer andere schlägt oder mit Drogen dealt, fliegt von der Schule und wird angezeigt. Das läßt sich Schulleiter Wolfgang Foest von seinen Schützlingen sogar schriftlich geben. Vorher natürlich. "Wir fahren eine harte Linie." Schließlich sind auch die Voraussetzungen nicht so ganz unproblematisch: Zwei Drittel der Schüler an der Charlottenburger Loschmidt-Oberschule - einer Berufsschule mit sonderpädagogischer Aufgabe - sind nichtdeutscher Herkunftssprache. Sie kommen aus verschiedenen Kulturkreisen, kaum einer hat einen Schulabschluß, und viele sprechen nicht einmal richtig Deutsch. Probleme mit dem Lernen haben sie alle. 300 der 550 Schüler kommen aus Schulen für Lernbehinderte. Die anderen von Haupt- und Gesamtschulen aus ganz Berlin.

Zukunftsperspektiven? Kaum einer würde den - im Fachjargon - "benachteiligten" Jugendlichen große Chancen auf einen Abschluß oder gar einen Ausbildungsplatz einräumen. "Viele sind schulmüde und haben einfach keine Lust mehr", sagt Foest. "Wir wollen sie so weit motivieren, daß sie gern in unsere Schule kommen." Offenbar mit Erfolg: Die Schwänzerquote ist von 60 Prozent auf nahezu Null gesunken. "Man muß Zeit und Mühe investieren." Lernblockaden knacken Foest und seine 60 Lehrer-Kollegen mit unkonventionellen Methoden: Mehr als die Hälfte besteht aus fachpraktischem Unterricht. Die Schnelleren helfen den Langsamen. Ältere helfen Jüngeren. Lernschwache Schüler werden gezielt gefördert. "Wir beschreiten viele neue Wege", erläutert Foest. Zum Beispiel beim Rechnen: "Wer während der Schulzeit nicht das Einmaleins gelernt hat, wird es auch bei uns nicht lernen. Wenn die Schüler aber bei uns im Bistro Schrippen verkaufen, müssen sie multiplizieren und dividieren können." Und wollen meist auch ganz von allein wissen, wie man das schafft. Beim Besuch aus China haben sie jüngst gelernt: "Englisch kann man wirklich brauchen."

Jeweils zwei Lehrer unterrichten in einer Klasse. Angeboten werden die Berufsfelder Metalltechnik, Elektrotechnik, Holztechnik, Ernährung und Hauswirtschaft, Textiltechnik und Bekleidung sowie Körperpflege. "Die Arbeit muß Sinn machen", sagt Foest. Für die Schüler ist ungemein wichtig, daß sie greifbar ist und daß sie nicht für den Mülleimer arbeiten." Dazu dienen auch die drei Schülerfirmen: die Fahrradwerkstatt (Berufsfeld Metalltechnik), das Bistro und die Cateringfirma (Ernährung und Hauswirtschaft).

Erstmalig in Berlin bietet die Loschmidtschule in integrativen Lehrgängen Berufsförderung für geistig behinderte junge Menschen an. Das Ziel dieses Lehrgangs ist die Anbahnung einer Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt. "Es geht darum, die jungen Leute so weit zu befähigen, daß sie am Erwerbsleben teilnehmen können", sagt Projektleiterin Silvia Wilmers. "Sie sollen über die Schulzeit hinaus Beschäftigung finden und am öffentlichen Leben teilhaben." Außerdem ist die Schule Kooperationspartner in der außerbetrieblichen Berufsausbildung benachteiligter Jugendlicher nach dem Verbundmodell. In Kooperation mit den Innungen werden Glaser und Friseure ausgebildet.

"Die lange Schulzeit rechnet sich, wenn sie am Ende erfolgreich ist", meint Foest. So wie bei Timo (19), der die Schule ohne Abschluß und ohne Perspektive verließ und seit drei Jahren die Loschmidtschule besucht. Jetzt hat er einen Ausbildungsvertrag in einem Gas-Wasserbetrieb in der Tasche.

(Marie-Thérèse Nercessian)

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