Veranstaltungen, Projekte und Ereignisse 2008
Juni 2008 | Berlin
Internationale Fachtagung "Wege in Beruf und Arbeit"
Für Schüler mit Unterstützungsbedarf ist der Weg zum Ausbildungsplatz ein schier unüberwindbares Hindernis geworden. Nicht nur weil berufsbildende Angebote, die den Lernschwierigkeiten dieser Jugendlichen Rechnung tragen, die Ausnahme bleiben. Auch in der Ausbildungspolitik sind Förderschüler ein weitgehend ignoriertes Klientel. Berufsorientierende Warteschleifen, in denen die Jugendlichen oft fern Ihrer Fähigkeiten und Interessen beschäftigt werden, zeigen meist wenige Eingliederungschancen. Entsprechend hoch ist die Ausstiegsquote und das Abstellgleis Jugendarbeitslosigkeit damit praktisch vorprogrammiert. In Deutschland erreichten im Jahr 2006 von den 50.862 Förderschulabgängern mit sonderpädagogischem Förderbedarf 39.262 (72,2 %) keinen Hauptschulabschluss.
Die Fachtagung „Wege in Beruf und Arbeit“ widmete sich daher dem wichtigen Thema, wie es gelingen kann, den Übergang von Förderschule in Berufsausbildung konsequenter zu strukturieren und speziell Jugendlichen mit sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf durch gezielte Berufsorientierung und -vorbereitung in den Schulen berufliche Perspektiven zu eröffnen. In Kooperation mit der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung führte ASIG zu diesem Zweck mit über 200 internationalen und nationalen Vertretern der bundesdeutschen Kultusministerkonferenz, dem österreichischen Bildungsministerium, der schweizerischen Zentralstelle für Heilpädagogik, der Bildungsforschung, der nationalen Wirtschaft sowie den betroffenen Schulen die Tagung durch. Internationale Expertenberichte aus Großbritannien, Österreich und der Schweiz, aber auch Erfahrungsmuster aus Bayern und Schleswig-Holstein lieferten für die Aufgabenstellung der Tagung wichtige Impulse und zeigten Ansatzpunkte für neue kooperative Arbeitsformen, aber auch kritische Betrachtungsweisen.
Zentrales Diskussionsthema an allen drei Tagen war der Begriff der „Ausbildungsreife“, der – so die einhellige Meinung der Teilnehmer – vor allem im Hinblick auf die speziellen Förderbedürfnisse der Jugendlichen zu kurz greift. Wichtiger sei es stattdessen, dass alle Felder jugendlicher Entwicklung – nämlich Familie, Schule, und Erwerbsleben – ineinander greifen, um berufliche Integration wirksam zu gestalten. Transferstrategien wie die Berliner Schülerfirmen oder die bayrischen Werkstattklassen weisen diesbezüglich den richtigen Weg. „Wir müssen jetzt nach dem richtigen ersten Schritt, diese Programme als Grundlage etabliert zu haben, den wichtigen Zweiten in Angriff nehmen“ so Arno Schelzke. „Bildungs- und Beschäftigungssystem müssen in einen gemeinsamen Prozess kommen, sich öffnen und gegenseitige Erwartungshaltungen aufeinander abstimmen. Nur dann kann die Vermittlung ausbildungsrelevanter Kompetenzen einerseits und das Angebot spezifischer Ausbildungsmodelle anderseits funktionieren.“ Mit dieser weiterführenden Aufgabe dankte Arno Schelzke allen Teilnehmern für die fachkundigen Beiträge und lebendigen Diskussionen, deren Ergebnisse es nun gilt einer schnellen Umsetzung zuzuführen.
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